EM 2024: BILD-Reporter Phillip Arens: Darum glaube ich heute an einen Dänen-Sieg (2024)

Viele deutsche Fans haben sich gefreut, dass es im Achtelfinale der EM für die Nationalelf gegen Dänemark geht.

Ich sage an dieser Stelle direkt: Wer glaubt, dass es ein einfaches Weiterkommen wird, der könnte sich schwer täuschen – und am Ende enttäuscht sein.

Klar: Auch ich kann mich täuschen. Aber: Ich glaube daran, dass Dänemark am Samstagabend in Dortmund (21 Uhr/ZDF und MagentaTV) ein Wunder, einen Sieg, gegen Deutschland bei der EM 2024 schaffen kann.

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Ein Wunder, wie am 26. Juni 1992 im EM-Finale von Göteborg: Der amtierende Weltmeister Deutschland unterlag Außenseiter Dänemark 0:2. Und die Spieler sangen am Tag danach mit Pokal vom Rathaus-Balkon in Kopenhagen: „Deutschland, Deutschland, alles ist vorbei.“

Die Dänen waren ja nur als Nachrücker in Schweden dabei, weil Jugoslawien wegen des Balkan-Kriegs zehn Tage vorm EM-Start ausgeschlossen wurde. Die Story, die dann folgte, ist bekannt: Der dänische Verband musste seine Spieler aus dem Urlaub trommeln. Aber dann sagte Trainer Richard Møller Nielsen, der 2014 im Alter von 76 Jahren verstarb, zu seiner Mannschaft: „Wir fahren dahin, um zu gewinnen.“ Er selbst war froh, so lange wie möglich in Schweden zu sein, denn zu Hause hätte die neue Küche auf ihn gewartet.

Man muss wissen: Die Dänen lieben es, der Underdog zu sein. Sie lieben es, die Favoriten zu ärgern. Das wollen sie auch jetzt. Wenn die Dänen selbst Favorit sind, geht’s eigentlich immer schief. Wie bei der WM 2022, da war nach dem peinlichen 0:1 gegen Australien in der Gruppenphase Schluss.

Ich habe vor einigen Tagen mit Flemming Povlsen (57), einem der ewigen Helden von 1992, gesprochen. Er war als Experte des dänischen TV-Senders DR beim 0:0 in München gegen Serbien. Seine Einschätzung lautet: „Es ist so, dass wir offensiv bisher enttäuscht haben. Aber für die Deutschen wird es gegen uns genauso schwer wie gegen die Schweiz. Die Dänen wachsen immer über sich hinaus, wenn der Gegner größer ist als wir.“

Was kommt also auf die DFB-Elf zu?

Dänemark steht sehr kompakt in der Defensive. Vor allem Jannik Vestergaard (31) von Leicester ist als Abwehrchef bislang eine Bank. Das Zusammenspiel mit dem Mittelfeld klappt richtig gut. Christian Eriksen (32), der neue Rekord-Nationalspieler mit aktuell 133 Länderspielen, ist drei Jahre nach seinem Herzstillstand in einer tollen Form. Er wurde zweimal zum Spieler des Spiels gekürt. Umso wichtiger wäre es, dass Eriksen trotz Magen-Problemen in Dortmund spielen kann.

Die Schwachstelle ist derzeit das Offensiv-Spiel – nur zwei Tore in drei EM-Spielen und die kamen aus dem Mittelfeld. Stürmer Rasmus Højlund (21), das große Talent von Manchester United, ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Einzelkämpfer, der kaum Unterstützung und Vorlagen bekommt.

„Wir hatten ein paar Probleme, Tore zu schießen, aber gegen Deutschland wird es ein anderes Spiel“, glaubt Nationaltrainer Kasper Hjulmand (52).

Der Coach, der sein Team nach dem Eriksen-Drama 2021 sensationell bis ins EM-Halbfinale geführt hatte, steht in der dänischen Öffentlichkeit übrigens in der Kritik. Denn seit dem Turnier vor drei Jahren gab es spielerisch keine Entwicklung. Das frühe WM-Aus in Katar war blamabel. Bei der EM-Quali krampfte sich Dänemark zu seinem 2:1 gegen Fußball-Zwerg San Marino, hatte sogar das zwischenzeitliche 1:1 kassiert.

Hjulmand würde sich zu sehr dem Gegner anpassen, sein Team mit angezogener Handbremse spielen lassen – heißt es aus dem Norden. Dabei lieben die dänischen Fans gerade den wilden Offensiv-Stil der 80er- und 90er-Jahre, auch hier bekannt als „Danish Dynamite“.

Fakt ist: Dänemark hat noch kein Spiel bei der EURO gewonnen, aber auch noch keins verloren. Beim 1:1 gegen England waren sie besser. Was ihnen noch fehlt, ist ein Spiel mit einem Ausrufezeichen. Deutschland wäre jetzt genau der passende Gegner dafür. Wie 1992.

Hjulmand jedenfalls sagte am Freitagabend mit einem kleinen Lächeln im Gesicht in Dortmund: „Ich habe schon vor dem Turnier gesagt, dass ich Deutschland für einen Favoriten halte. Schade, dass sie schon jetzt gegen uns spielen. Sie haben in den ersten Spielen ihre Qualität und ihr Talent gezeigt. Aber wir haben auch eine tolle Mannschaft. Sie müssen sehr, sehr gut sein, um uns zu schlagen.“